Alltagsanekdoten / everyday life

Der Schlaf und ich – eine nicht unkomplizierte Beziehung

Einmal mehr schon früh wach. Das ist so eine Sache mit dem Schlaf. Wenn er dann nicht will, aber ich schon, und er dann erst recht nicht mehr… Und als ich dann mal endlich wieder geschlafen hätte, klingelte der Wecker, den ich daraufhin aus dem Zimmer verbannte, die Yogastunde in den Wind schoss, aber dann doch wieder nicht mehr schlafen konnte. Und nun Schlafmangel habe und Yogastunde verpasst.

Und irgendwie fing damit die ganze Misere ja auch an – nicht mehr schlafen zu können, so völlig praktisch, aber halt auch allgemein. Schon immer habe ich sie beneidet, diese Menschen, mehrheitlich wohl Männer, die immer und überall schlafen können. Wie machen sie das nur? Ich gehöre zu diesen Hochsensiblen, die alles hören und wahrnehmen und die sehr schnell sehr leicht was vom Schlafen abhält. Vor allem aber auch mein Kopf mit seiner Gedankenschwemme. Da geht’s ab. Immer noch und immerzu. Wie ein selbsternannter Guru auf Bali so schön meinte: „Your mind is a demon“. Und da würde ich ihm sogar mal zustimmen. 

Hat natürlich auch seine Vorteile, ein solch denkfähiges Organ zu besitzen, dass in unserer Gesellschaft für diese Kapazität auch immer wieder gelobt wird, auch schön gefördert wurde. Nur abschalten müsste man es können, am liebsten per Knopfdruck. Doch der Knopf will und will sich nicht offenbaren. Wäre aber auch zu praktisch, wenn es ihn gäbe. Natürlich, die Pharmaindustrie hat da ja Medikamente für am Start, die möglichst alles und viel betäuben sollen und so auch die Gedankenschwemme, aber das ist für mich keine längerfristige Lösung. 

Und wahrscheinlich ist hier meine Geduld gefragt, Ausdauer. Was mir nicht sonderlich liegt. Am liebsten alles und zwar plötzlich. Disziplin wäre auch noch so ein schönes Wort. Hingabe an das, was ist. Akzeptanz. All diese geflügelten Worte, die man einander gern um die Ohren schmeisst. Und wissen tun wir es doch eigentlich alle, nur wie umsetzen. Das mit der Umsetzung ist dann etwas so ganz anderes. 

Ich wüsste zum Beispiel, dass es mir schon gut tun würde, zu meditieren. Pranayama vor allem auch, Yoga Nidra. Yoga allgemein. Rituale, wie klein auch immer. Morgens, vor allem auch abends vorm Zubettgehen. Aber mach ich’s? Nein. Gut, derzeit gehe ich fast täglich ins Yoga, und bin da äusserst stolz auf mich. Aber auch nur weil es direkt um die Ecke ist und ich nicht sonderlich viel dafür tun muss. Mein Ideal wäre ja, dass ich täglich eine Stunde sitzend meditiere (gemäss Vipassana sollten’s sogar zwei sein, aber wann denn bitte?), auch gerne eine Stunde mich in Asanas verbiege, aber irgendwie halt gerne morgens und dann noch abends, und auch Pranayama praktiziere, das meine oberflächliche Atmung dringend nötig hätte. Am allerbesten auch noch Yoga Nidra. Wie lange nehme ich mir dies nun schon vor, all dies, oder wenigstens mal irgendetwas davon, täglich zu praktizieren? Monate, Jahre.

Und Tag für Tag stresse ich mich, weil ich’s eben doch nicht tue. Wohl auch einmal mehr zu viel will, anstatt mich mit viel viel weniger zufrieden zu geben, aber das dann wenigstens zu tun. Mich stattdessen wieder in diesem Außen verliere, indem ich mich ja eben nicht verlieren soll. Nur gibt es in unserer Gesellschaft so wahnsinnig viel Aussen. So viele Eindrücke, die verarbeitet werden wollen, so viele Ablenkungen, denen ich trotzen muss, und keine Höhle, in der ich mein Dasein fristen kann, so gerne ich das manchmal auch würde. Aber so ganz dann doch nicht. 

Und dann liege ich wieder wach und frage mich, was mir dies sagen will, gelobe mir erneut, es besser zu machen, wie auch immer sich dieses ewig angestrebte Besser gestalten soll…

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