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The Wild Genie – Die heilende Kraft der Menstruation

Ich hatte vor einer Weile mal meine Meinung zum Umgang (von gewissen Teilen) der Gesellschaft mit Schwangerschaft und Menstruation kundgetan (https://angryprincessblue.com/2015/08/31/ich-bin-nicht-krank-ich-bin-schwanger/). Eigentlich wollte ich damals dann auch gerne noch auf ein Buch hinweisen, was jedoch liegen geblieben ist. Leider, leider ist dieses Buch, wie ich inzwischen feststellen musste, auch nicht auf deutsch erhältlich. Ich möchte deshalb jetzt gerade eben in deutsch darüber schreiben, damit seine Botschaft auch zu denjenigen vordringt, die des Englischen nicht mächtigen sind – oder das Buch auch schlichtweg nicht erwerben wollen. 

1545921_10152934055843940_4184141621901689495_nEs handelt sich dabei um The Wild Genie: The Healing Power of Menstruation von Alexandra Pope (Interview mit Alexandra Pope in Englisch: http://www.pukkaherbs.com/pukka-planet/stories/wellbeing/alexandra-pope-interview/). Das Buch war mir in einem Kurs mit der bezaubernden und äusserst inspirierenden Tina Nance (http://www.tinanance.com) empfohlen worden, die im Yogabarn in Ubud/Bali Yoga unterrichtet und verschiedene Workshops gibt, u.a. zum weiblichen Hormonzyklus (hier findet sich auch ein hörenswertes Interview mit ihr zu diesem Thema (auf Englisch): https://www.youtube.com/watch?v=mYjbXKxeGBo&feature=youtu.be).

In Alexandra Popes Buch „The Wild Genie“ geht es um die heilende Kraft der Menstruation. Dass diese eben nicht ein Fluch ist, mit dem wir Frauen belegt sind, sondern so viel mehr, als wir es in der westlichen Welt leben. Ich finde verschiedene Aussagen, die Pope darin macht, äusserst inspirierend. Zudem sprechen sie mir schlicht und einfach aus der Seele. 

Das Buch ist ein Aufruf an uns Frauen, unsere Weiblichkeit zu entdecken und zuzulassen. Eine Weiblichkeit, die zu oft abgewürgt und verunglimpflicht wird. Mit dieser einher geht auch eine höhere Sensibilität, vor allem um die Zeit der Menstruation. Während wir in anderen Kulturen dafür geachtet und diese gefördert worden wäre, wird sie in der unsrigen unterdrückt, belächelt, pathologisiert. Pope schreibt dazu u.a.: 

Our collecitve discomfort around menstrual blood has its source partly in the excellent tutoring we’ve received in devaluing all that is female. But our loathing of the blood also speaks volumes about the fear of entering the deep world of female knowledge that lies in the experiences of the female body. (Unsere kollektive Befangenheit im Umgang mit der Menstruation beruht teilweise auf der hervorragenden Unterweisung, die wir darin erhalten haben, alles Weibliche abzuwerten. Aber unserer Verabscheuung des Blutes spricht auch Bände über unsere Angst, in die Tiefe des weiblichen Wissens einzutauchen, das in den Erfahrungen des weiblichen Körpers steckt.)

If we are to restore the power of the feminine we must also reclaim the language associated with it. Words and phrases like „being with“, „letting go“, „not doing“, „yielding“, „being moved by“, „surrendering“, „being guided by“, „non-linear“, „allowing“, „being receptive“. (Wenn wir die Macht des Weiblichen wiederherstellen wollen, müssen wir auch die Sprache, die damit einhergeht, kultivieren. Begriffe wie „sein mit“, „loslassen“, „nicht tun“, „nachgiebig“, „berührt sein“, „aufgeben“, „sich führen lassen“, „nicht-linear“, „erlaubend“, „empfänglich sein“.)

The problem is not that menstruation exposes us to deeper feeling, but rather a culture that doesn’t know how to live with this complexity. (Das Problem ist nicht, dass die Menstruation uns tieferen Gefühlen aussetzt, sondern vielmehr eine Kultur, die mit dieser Komplexität nicht umzugehen weiss.)

Sie schreibt, dass nicht unser Zyklus das Problem ist, sondern dass er uns durch die verstärkte Sensibilität u.a. auf die Dinge hinweist, mit denen wir im Unreinen sind. Each month as the premenstruum comes around, you’ll be reminded of what you didn’t attend to or what wishes to be known in you. If you consistently hold back some frustration, you’ll find yourself angry. If you gave too much to others and didn’t attend to your own creative endeavours you may feel empty and irritated. (Jeden Monat, wenn das PMS einsetzt, wirst du an das erinnert, dem du keine Beachtung geschenkt hast oder das sich dir bemerkt machen möchte. Wenn du konstant Frustration zurückhältst, wirst du dich wütend erleben. Wenn du anderen zu viel von dir gegeben hast und dich zu wenig deiner eigenen Kreativität gewidmet hast, wirst du dich allenfalls leer und gereizt fühlen.)

Pope beschreibt es so, als könnten wir während unserer Menstruation keine Unwahrheiten aushalten und nichts verleugnen. Wir sollen unsere Gereiztheit als Zeichen dafür sehen, dass wir Ruhe und Rückzug suchen und uns fragen, wenn wir ohne Angst vor der Meinung und Bewertung anderer frei unserer Intuition folgen könnten, was wir in dieser Zeit tun oder uns gönnen würden. Da wir Frauen wohl generell (oft zu) gut darin sind, uns nach den Bedürfnissen anderer auszurichten, sollen wir die eigene Empfindsamkeit während der Menstruation als Chance sehen, uns zu erlauben, weniger darauf zu achten, was andere von uns wollen und brauchen, und stattdessen zu erfühlen, was uns wichtig ist. 

Im Buch werden auch verschiedene Krankheitsbilder im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus diskutiert sowie eine Studie erwähnt, die besagt, dass es die schwierigen Patienten sind, die heilen. Weil sie eben nicht einfach mitlaufen, sondern etwas verändern wollen, dabei dann aber halt manchmal auch eine der Fachwelt und Gesellschaft unbequeme Wahrheit aussprechen und dafür als schwierig abgestempelt werden. It’s better to find someone to help you learn how to go with your depth of feeling, than it is to medicate it. We have a natural ability to regenerate after such experiences and useful though medication can feel in the moment, it may be depriving you of that renewal and a life greatly enriched from the experience. (Es ist besser, jemanden zu finden, der dir hilft, mit der Tiefe deiner Gefühle umzugehen, als diese medikamentös zu behandeln. Wir haben eine natürlich Regenerationsfähigkeit nach einer solchen Erfahrung und so hilfreich die medikamentöse Behandlung im Moment auch scheinen mag, sie könnte dich dieser Erneuerung sowie eines durch diese Erfahrung bereicherten Lebens berauben.)

Pope weist klar auf die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung hin, vor allem auch vor und während der Menstruation. So kann eine Ernährungsumstellung wie zum Beispiel das Weglassen von Weizen und Milchprodukten zu einer starken Verbesserung der Symptome führen. Ich hatte als Teenager mal irgendwo gelesen, dass man am ersten Tag der Periode besonders viele Kalorien verbrennen könne, und wollte dies seitdem immer ausnutzen – wenn man schon mal darf. Während der Periode gab ich mir quasi die Erlaubnis, „hemmungslos“ Chips und Schokolade zu futtern, doch fiel mir die letzten Monate vermehrt auf, wie ich eigentlich immer kurz vor der Menstruation den klaren Wunsch verspürte, gar zu fasten.

Das Buch enthält sehr ausführlich Ernährungshinweise, die allgemein hilfreich sein können, auch nicht im Zusammenhang mit der Menstruation. So ist Ernährung auch ein Thema, mit dem ich mich seit Längerem befasse und mit dem ich mich hier in Zukunft auch gerne mehr auseinander setzen möchte. Gerade auch mit Ernährungsunverträglichkeiten, die wohl so manchem von uns zu schaffen machen, ohne dass uns dies bewusst ist.

Kurz zusammengefasst mit ganz vielen Auslassungen empfiehlt Pope leicht verdauliche, frische, minimal verarbeitete Lebensmittel, Gemüse und Früchte, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Samen und Nüsse (ausser Pistazien und Erdnüsse), Miso und Tempeh, Algen, Wasserfilter fürs Trinkwasser (um all die Chemikalien zu vermeiden) sowie Löwenzahnkaffee oder Ingwertee anstelle von Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken, da Koffein dem Körper die B-Vitamine raubt und die Nervosität und Reizbarkeit verstärkt. Zudem seien essentielle Fettsäuren wie Leinsamen- oder Nachtkerzenöl besonders wichtig für Frauen mit Menstruationskrämpfen. Es werden zahlreiche Vorschläge aufgeführt, was es zu vermeiden (zum Beispiel Tampons) oder zu fördern gilt (zum Beispiel Yogaübungen, die die Beckenmuskulatur stärken, oder Bauchtanz, Epsom-Salzbäder oder Rinizinusölpackungen).

Was auch Tina in ihrem Workshop ansprach und für mich neu war, sind Ersatzprodukte zu den doch sehr umweltbelastenden Binden und Tampons. Ich überlege mir ja viel, aber da muss ich sagen, dass ich in einer Selbstverständlichkeit diese jeweils verwendet und mir betreffend Alternativen keine Gedanken gemacht hatte. Es gibt jedoch wiederverwendbare Stoffbinden oder Menstruationsbecher (https://de.wikibooks.org/wiki/Alternative_Menstruationshygiene/_Hygieneartikel/_Alternative_Artikel/_Menstruationsbecherf), die bedeutend umweltschonender sind. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich noch immer nicht daran versucht und aufgrund meiner starken Blutung auch etwas Bedenken diesbezüglich habe. Einen Versuch wäre es aber wohl wert… Genauso war mir auch nicht bewusst, dass BHs das Lymphsystem dabei behindern, Giftstoffe auszuschwemmen, und dadurch zu mehreren Erkrankungen beitragen wie zum Beispiel auch Brustkrebs (macht aber wohl Sinn).

Wenn ich das alles jetzt so schreibe, klingt’s irgendwie nicht sonderlich und gibt auch lange nicht einen solch klaren Überblick, wie ich das gerne hätte, aber das Buch strotzt auch nur so von Tipps. Ich will damit auch nicht sagen, dass wir fortan alle ohne BH, Binden und Tampons herumlaufen und während der Menstruation in die Totalverweigerung gehen sollen. Aber ich finde schon, dass das darin Diskutierte eine (oder besser auch mehrere) Überlegung wert ist. Vor allem auch im Hinblick darauf, was dahinter steht beziehungsweise was Frauen sich regelmässig antun, nur um in einer Gesellschaft nicht anzuecken, die nicht sonderlich viel Respekt vor der Weiblichkeit und ihrer Natur zu haben scheint, nach wie vor. Und dass wir das nicht einfach hinnehmen sollen, nur weil’s halt so ist. Denn auch wenn die Gesellschaft so weit nicht denken mag, wenn es uns schlecht geht, leidet sie mit, wenn es uns hingegen gut geht, profitieren wir alle davon; wir selbst, unsere Familien und Arbeitgeber und somit dann auch die Gesellschaft als Ganzes.

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