Meine Freunde wissen nichts von meinen Blog und was ich grad so treibe. Was man wohl auch daran merkt, dass sich kaum jemand dafür interessiert. (All denen, die es dennoch tun, an dieser Stelle ein grosses dickes DANKESCHÖN!!) Das Gute daran ist dann aber ja, dass ich so gnadenlos über meine Freunde philosophieren und schreiben kann. Das Blöde wiederum, wenn sie es einiges Tages dann doch merken – Shit happens ja bekanntlich.
Diese Tage also mal wieder eine Konversation mit einer von ihnen, per WhatsApp, als sie schreibt, dass sie nun Falten bekomme und ab 40 beabsichtige, sich unters Messer zu legen, denn sie wolle ja schliesslich in Schönheit altern. Dies als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Und für viele ist es das vielleicht auch. So waren sie und ich schon immer sehr verschieden, konnten uns daher zu Beginn auch nicht sonderlich leiden. Aber wir sassen nun mal in derselben Klasse fest und haben uns dann irgendwie doch zu lieben gelernt, vielleicht gerade eben auch weil wir so verschieden sind und ich es immer wieder erfrischend finde, wie anders sie denkt und lenkt.
Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, wenn sich jemand „schön“ operieren lässt – geht mich ja auch nichts an, was andere mit ihrem Körper so machen -, aber bedauern tue ich es. Denn ich finde es eben gerade schön und würdevoll zu altern und sehe regelmässig alte Menschen, die ich mit ihren grauen Haaren und Falten so unglaublich schön finde, gerade wohl wegen diesen, dass sie eine Geschichte erzählen, für ein gelebtes Leben stehen. Und dass es nun so völlig normal und selbstverständlich zu sein scheint, dem entgegen zu wirken, das ist etwas von so manchem, das ich an unserer Gesellschaft nicht sonderlich schätze, um es nett zu formulieren. Das mich in meiner Überzeugung bestätigt, dass ich auf dem falschen Planeten abgeworfen worden bin.
Es nervt mich dann auch, wenn Leute wie zum Beispiel eine deutsche Sängerin, deren Namen ich hier nicht nennen werde, da es mir nicht darum geht, hier irgendwen an den Pranger zu stellen, und ich sonst allenfalls auch schon eine Klage am Hals habe, bevor überhaupt mal jemand gross meinen Blog gelesen und Google ihn überhaupt wahrgenommen hat, dass also diese Sängerin noch unglaublich jung und glatt aussieht für ihr Alter und allen vorgibt, dies sei ganz und absolut natürlich so, gleichzeitig dann aber in der Schweiz zum Schönheitschirurgen geht. Dass sie dazu nicht steht, sondern der Welt zu verstehen gibt, man habe irgendwie versagt, wenn man halt nicht so glatt und jung altert – und sie ist ja nicht die Einzige, die das tut. Dass Leute dann glauben, sie müssen jetzt an sich rumschnippeln lassen, damit sie mithalten können. Bis wir demnächst alle an uns rumschnippeln lassen und mal wieder wer fett daran verdient.
Ich bin auch mal beim Schönheitschirurgen gelandet. Eigentlich wollte ich zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt, aber der gute Mann war vielseitig begabt, und als er meine Nase sah, war für ihn klar, dass ich bestimmt zu ihm gekommen sei, um diese upzupimpen. Vonwegen wir brechen da mal ein Stück von der Rippe ab und fügen es da und dort ein, er verdient dran, ich trage mehrere Narben davon aber habe danach dafür, wenn denn alles gut läuft, ein Standardmodell, und die Welt ist wieder in Ordnung. Er hat alles gegeben, mit Vor- und Nachherbildern, aber ich habe mich dennoch erdreistet, weiterhin mit dieser von ihm verschmähten Stupsnase durch die Gegend zu laufen. Und so hoffe ich sehr, dass ich mich ebenso erdreisten werde, in Würde zu runzeln. Wenn sich bis dahin alle anderen operieren lassen, wird es vielleicht sogar schon wieder richtig hip sein, noch Falten zu haben.
Ich könnte mich hier jetzt noch länger darüber auslassen – bestimmt -, um aber auf meine Freundin zurückzukommen: Es ist natürlich ihre Entscheidung, was sie mit ihren (Pseudo-)Falten macht. Ich finde sie sehr hübsch, genauso wie sie ist. Ich würde sie lieben mit all ihren Falten, werde sie aber auch genauso lieben, wenn sie diese nicht erträgt. Denn darum geht’s doch eigentlich gar nicht… Schade also, dass wir uns deswegen einen solchen Stress machen.