Ich sah diesen Post von Humans of New York vor einigen Wochen auf Facebook und musste mir eingestehen, dass ich irgendwie recht gut weiss, wie dieser Mann sich in etwa fühlen muss. Nein, ich habe nicht vor, eine Währung zu kreieren und glaube auch nicht die Zukunft zu kennen, aber auch ich habe doch irgendwie das Gefühl, dass die Welt anders zu sein habe, als sie nun mal ist, und es an mir ist, sie zu einem besseren Ort zu machen. Dass ich quasi die Welt retten soll – klingt so jetzt relativ doof und grössenwahnsinnig, aber das bin ich dann irgendwie wohl auch beides.
Nein, erneut, ich sehe mich nicht als Wonder Woman, die auf die Erde gesandt worden ist, um mit Superkräften im Alleingang alles Böse auszulöschen. Ganz so arg steht’s noch nicht um mich, aber doch glaube ich irgendwie eine Aufgabe zu haben, etwas verändern, bewirken, verbessern zu müssen. Dass die Welt nicht so sein darf, wie sie ist.
Da gibt es jetzt natürlich wieder ganz viele Theorien dazu, vor allem auch aus der spirituellen und esoterischen Ecke, bestimmt auch aus der Psychiatrie, aber die blende ich jetzt mal aus und versuche es möglichst klein, simpel, realistisch zu halten.
Wenn ich jedenfalls so denke, mir quasi das Leid und Wohl der Welt auf meine Schultern hieve, ja dann wird’s…tragisch, destruktiv, zur Qual. Eine Mission, die wohl ordentlich zum Scheitern verurteilt ist. Nicht „wohl“, nein, denn sie ist es, klar und deutlich, mein Untergang.
Darf es denn auch etwas weniger sein? Wie wäre es zum Beispiel, mir vorzunehmen, die Welt wenigstens schon mal nicht zu einem noch schlechteren Ort zu machen. Schon das eine Herausforderung. So möchte ich u.a. in keinster Weise die Ausbeutung von anderen unterstützen. Ich lebe also bestmöglich (da haben wir’s bereits) vegan. Möchte Kinderarbeit nicht unterstützen oder auch allgemein die Ausbeutung von Entwicklungsländern und Billigarbeitskräften generell. Ich möchte der Natur nicht schaden, dieses Geschenk doch bitte auch für weitere Generationen erhalten. Zudem möchte ich meine Mitmenschen nicht verletzen, belästigen, benachteiligen etc. Will man nichts und niemandem schaden, wird das schon mal arg schwierig bis wohl eher unmöglich in diesem Körper, in dem wir hier halt nun mal feststecken. Wer sich schon mal daran versucht hat, weiss, was ich meine. Ein Ding der Unmöglichkeit, das wohl nicht ohne regelmässige Abstriche vonstatten geht.
Und wer sagt denn überhaupt, dass die Welt wirklich anders zu sein hat, als sie das ist? Ich. Irgendwas in mir rebelliert da, ganz klar. Wie sinnvoll dies ist, das sei dann mal dahin gestellt. Jedenfalls kenne ich ihn, diesen Druck, den dieser Mann sich macht. Auch ich mache ihn mir, nur dass Druck dann nicht wirklich jemandem dient, jedenfalls nicht im Übermass. Und dass wohl weder er noch ich noch wir zwei vereint dieses Ding alleine hieven können, dafür uns die Verantwortung aufbürden sollten. Uns vielmehr auf das Kleine besinnen, ich mich jedenfalls. Vielleicht soll er ja tatsächlich diese Währung erfinden und alles wird gut, dann will ich ihn davon bestimmt nicht abhalten.
Aber auch hier könnte wohl ein Perspektivenwechsel schon wieder viel helfen. Dass ich nicht ständig alles sehe, was meiner Meinung nach „falsch“ läuft, was ich „falsch“ mache (wobei sowieso keiner wirklich wissen kann, was denn nun falsch und was richtig ist und ob beide Beurteilungen überhaupt Sinn machen), sondern dass ich mich mit kleinen Schritten in die von mir angestrebte Richtung zufrieden gebe. Meine Grenzen akzeptiere, in dem ich mir zugestehe, dass, was immer ich halt machen kann, wohl alles ist, was ich gerade machen kann, und es so dann auch sein darf.
Wo steht denn, dass die Welt gerettet werden soll und auch gerettet werden will? Dass sie nicht perfekt ist, wie sie ist. Vielleicht sind wir hier, um genau eine solche Welt zu erleben. Auszuhalten, was sie in uns auslöst, und in ihr unseren bestmöglichen Weg zu gehen. Auszuprobieren, was für uns stimmt, was nicht, was in unseren Kräften liegt, was wir bewerkstelligen und was wir ertragen können. Und dass es genau so sein soll…